Einen „Notruf der freien Heilberufe“ wolle man absetzen, es gehe auch darum, eine „Enttarnung“ der Pläne des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zu leisten. Das sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening am Donnerstag in der Bundespressekonferenz in Berlin. Gemeinsam mit Andreas Gassen von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und Martin Hendges von der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) battle sie einer Einladung gefolgt, um über den Zustand der Gesundheitsversorgung in Deutschland zur reden.
Overwiening betonte dabei, dass Heilberufler „Garanten für den sozialen Frieden seien“. Allerdings orientiere sich die Ampelregierung nicht am Versorgungsalltag der Bevölkerung, es werde den Heilberuflern immer schwerer gemacht, eine wohnortnahe Versorgung sicherzustellen. Als Beispiel nannte sie, dass seit mehr als zehn Jahren nicht das Apothekenhonorar angepasst wurde. Dies würde unter anderem dazu führen, dass es kaum mehr möglich sei, Nachwuchs für die Apotheken vor Ort zu finden, da der pharmazeutische Nachwuchs sich für eine Beschäftigung in der Industrie oder in der Verwaltung entscheiden würde.
Fehlannahmen zerstören Apothekenstruktur
In Zusammenhang mit den jüngst bekannt gewordenen Plänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu den Änderungen im Apothekenwesen sprach Overwiening von „Fehlannahmen“, dass durch erleichterte Filialgründungen mehr Apotheken geschaffen würden. Im Gegenteil sehe es so aus, dass hier eine „Zerstörung der Apothekenstruktur“ stattfinde. Unter Verweis auf die Pläne, dass Apotheken auch ohne Apothekerinnen oder Apotheker, ohne Notdienst und Rezeptur betrieben werden dürften, sagte sie: „Verstehen Sie, was gerade passiert: Der SPD-Minister plant den systematischen Wegfall von Leistungen.“ Es würde ein Zwei-Klassen-System geschaffen, dies könne nicht den Vorstellungen einer sozialdemokratischen Partei entsprechen. „Lassen Sie nicht zu, dass das BMG sich damit durchsetzt“, appellierte Overwiening. Noch habe man in Deutschland ein flächendeckendes System der Gesundheitsversorgung. „Wer das erhalten will, muss bereit sein, hier zu investieren.“