marktbericht
Dank der guten Stimmung für Technologietitel konnte sich der DAX den zweiten Tag in Folge erholen. In New York scheint die Aufbruchsstimmung aber wieder verflogen.
Der DAX hat seinen leichten Erholungskurs am Dienstag fortgesetzt und 0,66 Prozent höher geschlossen, der Technologieindex TecDAX sogar 1,46 Prozent. Der deutsche Markt folgte damit den Vorgaben aus den USA, wo es dank zuversichtlicher Unternehmensausblicke eine deutliche Erholung bei den Technologietiteln gegeben hatte.
Allerdings bleibt die technische Lage für den DAX weiter herausfordernd. So ist die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten noch quick zwei Prozent entfernt. “Sollte der DAX die 15.750 Punkte zurückerobern, springt die Börsenampel wieder auf gelb”, sagte Analyst Jürgen Molnar vom Dealer Robomarkets.
Auch heute sind in New York vor allem Technologieaktien gefragt. Eineinhalb Stunden nach Börsenbeginn notiert der Dow Jones 0,3 Prozent tiefer, während der Nasdaq 100 bescheidene 0,1 Prozent zulegt. Starke Technologiewerte hatten am Morgen auch den japanischen Nikkei-Index um quick ein Prozent klettern lassen.
Die Konjunkturdaten des Tages wirkten sich eher belastend aus. So fielen die Bestandsverkäufe von Häusern im Juli mit minus 2,2 Prozent stärker als erwartet. Die Jahresrate fiel damit auf den tiefsten Stand seit Januar. “Entscheidend für die aktuelle Verkaufsentwicklung sind die Verfügbarkeit von Häusern und die Hypothekenzinsen”, sagte Lawrence Yun, Chefökonom des Immobilienmakler-Verbandes NAR. “Leider sind beide für Käufer ungünstig.”
Schwache Wirtschaftsdaten aus China belasten ebenso die Stimmung der Investoren wie Befürchtungen, die USA könne ihre Pause bei Zinserhöhungen bald beenden, um die Inflation weiter einzudämmen. Von Donnerstag bis Samstag findet das internationale Notenbankertreffen in Jackson Gap in den Vereinigten Staaten statt. Die Aufmerksamkeit richtet sich vor allem auf die Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell am Freitag.
Die Diskussion über etwaige weitere Zinsanhebungen in den USA belastet den Euro. Am frühen Abend notiert die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,0850 Greenback. Damit rutschte der Euro auf den tiefsten Stand seit Mitte Juni. “Unterhalb der Marke von 1,0834 US-Greenback droht dem Euro größeres Ungemach, denn dann dürfte sich eine Beschleunigung der Kursverluste bis in den Bereich des markanten Tiefs bei 1,0635 ergeben”, so die technischen Analysten der Helaba.
Die Ölpreise haben an ihre gestrigen Verluste angeknüpft. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete zuletzt 84,16 US-Greenback. Das waren 30 Cent weniger als gestern. Zum einen stiegen die Exporte aus dem Iran. Zudem traf einem Medienbericht zufolge der irakische Ölminister in der türkischen Hauptstadt Ankara ein, um unter anderem über die Wiederaufnahme der Lieferungen über den Ölhafen Ceyhan an der türkischen Mittelmeerküste zu sprechen. Zum anderen bestehen weiterhin Bedenken hinsichtlich der Nachfrage in China, dem größten Importeur von Rohöl.
Der Software program-Riese Microsoft unternimmt einen neuen Anlauf, die Übernahme des Videospiele-Riesen Activision Blizzard bei britischen Wettbewerbshütern durchzubekommen. Zu dem neuen Plan gehört es, die Cloud-Gamingrechte für 15 Jahre an den Spielekonzern Ubisoft abzutreten. Die britischen Wettbewerbshüter, die die letzte Hürde für den Megadeal sind, wollen die neuen Konditionen nun prüfen. Cloud-Gaming, bei dem die Spiele auf Servern im Netz laufen, struggle ihre größte Sorge bei der Übernahme.
Im DAX gestern noch größter Verlierer, struggle die Aktie des Immobilienkonzerns Vonovia heute Index-Spitzenreiter. Analysten sehen eine allgemeine Erholung bei Aktien aus dem Sektor. Auch Technologietitel sind Gewinner im Leitindex und folgen damit dem Pattern in den USA. Infineon und SAP gewinnen jeweils mehr als zwei Prozent. Das Bankhaus Metzler hat die SAP-Aktie mit “Purchase” und einem Kursziel von 148 Euro in die Bewertung aufgenommen. Für den Softwarehersteller beginne eine neue Section der Cloud-Ära, schrieb Analyst Oliver Frey in einer aktuellen Studie.
Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz soll die Lufthansa-App “Swifty” Geschäftsreisen von der Buchung über die Bezahlung bis zur Abrechnung vollständig organisieren. Das teilte die Lufthansa heute mit. Hinterlegt sind das Hotelangebot der Expedia Group sowie rund 90 Prozent der Flugoptionen aller US- und europäischen Airways. Die Nutzer sollen mit dem Programm über einen Chat kommunizieren. Die Auswahl von Flügen und Unterkünften werde dann nach den persönlichen Vorgaben auf ein effizientes Minimal begrenzt. Künftig solle Swifty um Funktionen etwa für Züge, Taxifahrten oder CO2-Kompensation erweitert werden.
Die Deutsche Telekom und RTL gehen bei der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland eine umfassende Kooperation ein. Sie wollen unter anderem ein TV-Studio und weite Teile der Produktionsinfrastruktur gemeinsam am RTL-Standort Köln betreiben. Die Telekom hatte sich 2019 überraschend die kompletten Medienrechte für die EM in Deutschland von der Europäischen Fußball-Union UEFA gesichert und dabei unter anderem auch die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF hinter sich gelassen. ARD und ZDF erwarben Sublizenzen von der Telekom.
Die Münchener Rück könnte im September in den europäischen Index Stoxx Europe 50 aufsteigen. Das erwartet die US-Investmentbank JPMorgan. Zudem dürfte als zweite Nachrückerin auch die niederländische Großbank ING aufgenommen werden, wie Analyst Pankaj Gupta in einer Studie schreibt. Grund sind vor allem die Kursverluste der Adyen-Aktie. Dadurch wird der Zahlungsabwickler aller Wahrscheinlichkeit nach automatisch aus dem Index herausfallen. Adyen hatte die Anleger am vergangenen Donnerstag mit seinem Quartalsbericht und Ausblick geschockt.
Im TecDAX struggle die Nordex-Aktie gefragt. Der Windanlagenbauer hat den Zuschlag zur Lieferung der Turbinen für den kanadischen Windpark “Forty Mile” in der Provinz Alberta erhalten. Der Auftrag umfasst 49 Turbinen mit einer Leistung von je 5,7 Megawatt. Mit einer Leistung von insgesamt knapp 280 Megawatt würde dies der größte Windpark von Nordex in Nordamerika sein. Er soll im ersten Quartal 2025 fertiggestellt werden.
Die Aktie von SFC Vitality legte im SDAX deutlich zu. Der Anbieter von Wasserstoff- und Methanol-Brennstoffzellen wächst schneller als erwartet. In den ersten sechs Monaten schaffte SFC Vitality einen Umsatzsprung um die Hälfte auf 57,0 Millionen Euro. Das operative Ergebnis Ebitda wurde mit 7,3 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Der Auftragsbestand erreichte 85,7 (Ende 2022: 74,2) Millionen Euro.
Der weltgrößte Musikkonzern Universal Music und Googles Videoplattform YouTube wollen beim Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) zusammenarbeiten. Als Teil der Partnerschaft sollen Musiker Zugang zu KI-Technologien erhalten und damit experimentieren können. Common Music und YouTube sind so einflussreich, dass ihre Kooperation die Regeln für die Branche etablieren könnte. Die Musikindustrie versucht, einen geordneten Weg für den Umgang mit KI-Werkzeugen zu finden, die das Geschäft umkrempeln können.
Der Chipdesigner ARM, dessen Technologie in praktisch allen Smartphones steckt, macht seinen Börsengang offiziell. Das zum japanischen Technologiekonzern Softbank gehörende Unternehmen veröffentlichte gestern seinen Börsenprospekt. Aus den Angaben geht etwa hervor, dass das ARM-Geschäft stabile Gewinne abwirft. Im Ende März abgeschlossenen vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete ARM 524 Millionen Greenback Gewinn bei rund 2,68 Milliarden Greenback Umsatz. Auf Foundation der von ARM entworfenen Chip-Architekturen entwickeln unter anderem Apple und Samsung die Prozessoren für ihre Smartphones.