Auch wenn Bargeld noch längst nicht zum alten Eisen gehört: Das kontaktlose Bezahlen an der Supermarktkasse, der Tankstelle oder im Restaurant wird immer populärer. Und neben der Plastikkarte kommen zunehmend auch Smartphones oder intelligente Uhren, die etwa Kreditkarten speichern können, zum Einsatz. Manche
„Wearables“ gehen noch ein Stück weiter. Es sind Ringe oder Armbänder, in denen eine Kreditkarte tokenisiert, digital abgebildet, ist. Ein Vorteil: Sie brauchen keinen Strom. Der Träger ist additionally auch zahlungsfähig, wenn das Akku von Smartphone oder Smartwatch leer ist.
Nur mit dem Stil ist das so eine Sache. Die ersten Bezahlarmbänder vor einigen Jahren hatten noch den Charme eines Armbands, an dem man im Hallenbad den Spindschlüssel trägt. Das ändert sich nun. Mit dem bayerischen Begin-up Paycelet ist ein neuer Anbieter in den wachsenden Markt eingetreten.
Modeschmuck mit eingebauter Kreditkarte
Die Bezahlarmbänder ähneln stark herkömmlichem Modeschmuck. In der Werbung in sozialen Netzwerken adressiert Gründer Felix Loipetssperger denn auch Damen und Herren, die gerne mechanische Uhren tragen und trotzdem „im Handumdrehen“ bezahlen wollen.
Einiges hat sich Paycelet – ein Kunstwort aus den englischen Wörtern Pay (Bezahlen) und Bracelet (Armband) – dann doch beim Smartwatch-Marktführer Apple abgeschaut. Ähnlich wie das Loop-Armband der Apple-Watch muss es genau am Arm sitzen, sonst besteht die Gefahr, dass der Keramik-Verschluss, in dem die Kreditkartendaten stecken, verloren geht. Der Armumfang kann im Sommer und Winter durchaus unterschiedlich sein. Und für ein Armband allein ruft das Begin-up 39 Euro auf, während es komplett mit Verschluss 109 Euro kostet.
Nicht alle Banken machen mit
Technisch basiert das Paycelet wie auch die Bezahlringe von Pagopace und Tapster auf der Technologie des schwedischen Unternehmens Fidesmo, das tokenisierte Kreditkarten in die Wearables integriert. Für deutsche Kunden heißt das: Auch das Paycelet funktioniert vorerst nur mit einer Handvoll Banken. So lassen sich Kreditkarten verbinden, die von der Consorsbank oder Comdirect, sowie einigen deutschen Volksbanken herausgegeben wurden. Alle anderen brauchen erst ein digitales Konto bei der britischen Neobank Curve, die aber direkt von jeder deutschen Visa- oder Mastercard abbucht. Das Curve-Konto an eine American Specific Karte zu koppeln ist derzeit nicht möglich.
Das Prada-Bezahlarmband wiederum passt dank seiner sicheren Dornschließe immer. Nur so einfach kaufen lässt es sich nicht. Der US-Kreditkartenkonzern American Express hat es 2021 exklusiv für Nutzer der hochexklusiven „Centurion Card“ eingeführt. „Am Anfang ging die Nutzung des Bezahlarmbands durch die Decke, pendelte sich dann aber ein“, sagt die für Deutschland zuständige American-Specific-Managerin Fabiana Mingrone der F.A.Z. Nutzerzahlen will sie nicht verraten, ebenso wenig, wie viele Deutsche eine Centurion-Karte haben.
Mingrone lässt aber durchblicken, dass das Bezahlarmband nicht die Lösung in einer Welt sei, in der Kreditkarten aus Plastik oder Metall zunehmend unbedeutender würden. Mingrone hat auch einen Bezahlring, zweifelt aber, ob er das Richtige für superreiche Centurion-Kunden wäre. „Die tragen auch gerne einen Ring, mit dem sich Gesundheitsdaten messen lassen, und zwei Ringe am Finger wären dann doch zu viel.“ Vielleicht wäre die beste Lösung ein Ring, mit dem man bezahlen und Gesundheitsdaten messen kann? Dann wüsste der Träger auch, wie der Blutdruck steigt, wenn er bezahlt.